Anne Stötzel-Rinder is al geruime tijd bezig met het vertalen van het werk van Hans Warren in het Duits. Ze heeft nu de novelle Steen der Hulp en een bloemlezing uit het dagboek vertaald. In afwachting van een Duitse uitgever, hierbij een proeve van haar werk: de vertaling van een dagboekaantekening van 17 september 1950.
Es war ein klarer Morgen. Weisse Wolken trieben im kraeftigen Blau des Himmels. Durch das Licht enstanden bunte Fleckenbilder auf der Platanenallee, durch die wir fuhren.
Ich reichte ihr meinen Arm fuer den Abhang hinunter zum Kloster, aber sie ist es so gewoehnt, ihn allein zu gehen, dass ihr das kaum half. Es muss schmerzhaft und ermuedend fuer sie sein, so lange zu knien und zu stehen, aber sie tut es. Ich bewunderte sie fuer ihre Froemmigkeit.
An der Messe habe ich mit gemischten Gefuehlen teilgenommen. Ein alter, sehr grosser und wuerdiger Priester las die Messe, begleitet von einem jungen Moench mit schwermuetig-schoenem Gesicht. Wir waren in der fuer die Oeffentlichkeit bestimmten Seitenkapelle mit noch 3 Damen. Genau gegenueber vom Altar kamen hinter einem doppelten Gitter, wovon der untere Teil zudem noch undurchsichtig war, die Nonnen herein mit ihren schwarzen und weissen Kapuzen. So, streng von dem fuer sie Allerheiligsten getrennt, nahmen sie an der Messe teil. Wie mit einer Stimme antworteten sie klar, rein und hoch auf die liturgischen Saetze, die die tiefe Maennerstimme sprach.
Zum Schluss, nach vielem Kniebeugen und Haendefalten, wurde das Tuerchen des inneren Absperrungsfensters geoeffnet und ein weisses Tuch darin entfaltet. Nachdem der Kelch mit den Hostien aus seinem Gehaeuse geholt war, ging auch die Tuer der aeusseren Absperrung auf. Eine Nonne musste mit affenartig ausgestrecktem Arm und einem grossen Schluessel in der Hand hoch steigen. Dann schob sie mit anmutigen Bewegungen das schneeweisse Tuch, dreifach gefalten, ueber die Balustrade.
Der Priester kam mit dem Kelch voller Hostien und einem Loeffelchen. Eine nach der anderen empfingen die Nonnen die Hostien in den hochgereckten Muendern. Die Kapuze fiel ihnen dabei ueber die Augen, so dass sie den Priester nicht sehen konnten, und um Gekruemel zu verhindern, hielten sie ein silbernes Schaelchen unters Kinn. Sie gaben es von der einen zur anderen weiter, erst die mit den weissen, dann die mit den schwarzen Kapuzen. Es waren so viele, dass sie einem unendlich vorkamen, und bei jeder murmelte der Priester die gleiche Formel. Es war schrecklich und feierlich zugleich. Anschliessend knieten die Damen aus unserer Kapelle vor einer Balustrade und empfingen die Hostie.
Die Nonnen zogen geraeuschvoll die dunklen Gardinen hinter den Absperrungen zu. Oft seh ich noch, wie die weissen Kapuzen sich dazwischen bewegten.
Ich blieb waehrend der ganzen Zeremonie sitzen und litt unter den widerspruechlichsten Gefuehlen. Alles schien voellig seltsam und ohne Sinn, ausserhalb jeder Wirklichkeit. Es zog wie ein kurioses Schauspiel an mir vorbei, das ich aufgrund meiner Zuneigung zu Madame Riviere diskret und leise mit ansah.
Nach dem Ende der Messe verweilte Isabelle Riviere noch lange knieend im Gebet, ich weiss nicht, wie lange. Ich fuerchte, dass sie auch fuer mich bat, und ich versuchte mit zu bitten, – aber es dauerte zu lange, die Ruehrung schwand. Ich gab es auf, ich begann, mich selbst zu betruegen, und das ist schlimmer, als sie zu betruegen.